Fisser Blochziehen - Der Meister der Masken
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Viele Stunden Arbeit
Auch bei unserem Besuch liegen auf seinem Werktisch eine Müllerinnen- und eine Schellermaske, die noch auf den letzten Feinschliff warten. Gefertigt werden alle seine Stücke aus Zirbenholz, am Schluss bemalt er die meisten selbst mit Ölfarbe und verleiht ihnen so das ganz besondere, charakteristische Aussehen.
An einem Stück wie der Müllerinnen-Maske arbeitet Siegfried bis zu 30 Stunden, der Arbeitsaufwand ist aber je nach Fasnachtsfigur unterschiedlich. „Die Schallner-Masken sind zum Beispiel recht aufwändig, obwohl sie eigentlich einfach aussehen. Die Hexenmasken hingegen lassen viel Freiraum für Fantasie. Und besonders viel Detailarbeit steckt in einer Schwoaftuiflmaske.“ Einen solchen Schwoaftuifl hat Siegfried für das Kinderblochziehen (dieses findet im Wechsel mit der klassischen Fasnacht statt) angefertigt – nach dem Vorbild der originalen Maske aus dem Jahr 1948. „Wenn man sich an einem Original orientiert, dauert es oft ein bisschen länger“, verrät er.
Obwohl das Fisser Blochziehen eine lange Tradition hat, sind derartige alte Masken rar. 1949, als die Fasnacht nach dem Krieg wiederbelebt wurde, gab es im Kostümfundus nur noch vier alte Masken. Das lag auch daran, dass die Masken früher meist nicht aus Holz, sondern aus einer Art Fliegengitter oder gar Papier gestaltet wurden und damit nicht so langlebig waren. „Die Holzmasken von heute sind auch ein Prestigezeichen“, sagt Siegfried Krismer.
Von der venezianischen Maske zum Tiroler Schallner
Für den Bildhauer ist es vor allem das kreative Gestalten, das ihm an seiner Arbeit so sehr gefällt. Woher nimmt er denn seine Ideen für die Holzmasken? „Man stellt sich einfach vor, wie etwas aussehen könnte, und dann ist das für einen Bildhauer gar kein Problem“, sagt er bescheiden. Das klingt zwar simpel, aber wenn man Siegfrieds Masken sieht, wird klar, wie viel Jahre Erfahrung, Übung und Talent in seinem Handwerk stecken. Nach realen Vorbildern fertige er übrigens nicht, verrät er.
Hat er unter all seinen Masken denn auch einen Favoriten? „Die ein oder andere Hexenmaske gefällt mir besonders gut“, sagt er. Am meisten mag er aber die Masken der farbenprächtigen Schallner. „Ich finde es spannend, dass sie eigentlich erst seit 1969 ihr heutiges Aussehen haben. Davor war die Kostümierung eher venezianisch, jetzt ist das Kostüm trachtig“, erzählt Siegfried Krismer.
Siegfried über die "Fisser Fasnacht"
Für ihn ist die Fisser Fasnacht ein Schauspiel, das den alten Brauch und die Tradition erhält. „Ursprünglich wurde die Fasnacht ja veranstaltet, um den Winter auszutreiben. Heute dürfte man das genau genommen nicht mehr machen, weil wir eigentlich im Jänner noch mitten in der Saison stecken, und froh sind, wenn der Winter lange dauert. So ist der Brauch ein Schauspiel geworden und es ist schön, dass es dieses in seiner traditionellen Art noch gibt“, sagt Siegfried.
Und obwohl der Maskenschnitzer kein aktives Mitglied im Blochzieh-Verein mehr ist, wird er ganz sicher auch in diesem Jahr wieder mit dabei sein, wenn am 29. Jänner das wilde Fasnachtstreiben in Fiss Einzug hält. Ganz losgelassen hat ihn die Fasnacht nämlich noch nicht. „Wenn sie mich brauchen, bin ich da. Und es ist ein tolles Gefühl, die eigenen Masken im Einsatz zu sehen.“
Bildhauer Siegfried Krismer
Siegfried Krismer, geboren 1944, hat die Ausbildung in Holz- und Steinbildhauerei an der HTL Innsbruck absolviert und ist als freischaffender Künstler tätig. Er wurde unter anderem von den Professoren Kuen, Baumann, Knapp und Zelger ausgebildet. Der Großteil der Larven für das Fisser Blochziehen stammt aus seiner Werkstatt. Aus einem Holzrohling kreierte er zudem bei Kunst am Berg 2019 eine bekannte Figur des Fisser Blochziehens: den Bajatzl.
Die GALERIE AM KIRCHPLATZ in Fiss wird von Siegfried Krismer geführt und er veranstaltet darin Ausstellungen seiner eigenen Werke und auch von anderen Künstlern.