Das Thermometer zeigt -10 Grad an, die Luftfeuchtigkeit beträgt 35%. Windstill. Es herrschen optimale Bedingungen für die technische Beschneiung. Dick eingepackt - mit den wärmsten Wollsocken, die ich finden konnte, statte ich dem Beschneierteam von Serfaus-Fiss-Ladis einen weiteren Besuch ab. Wie sieht der Alltag von den Schneemachern aus? Was steht auf ihrer Checkliste?
Am Ende der Serfauser Mittelabfahrt warte ich auf mein Schlitten-Taxi. Mein Blick wandert hinauf: In Kürze wird die Sonne ausgeknipst und tunkt die Bergspitzen noch schnell in rosiges Licht. Es ist wolkenlos. Die Chance auf eine ROMANTISCHE KONTROLLFAHRT unter Sternenhimmel ist groß. Und so auch meine Vorfreude. Zum zweiten Mal darf ich die Serfauser Smacher besuchen. Mein Recherchegebiet hat sich aber farblich etwas gewandelt. Während der Revisionsarbeiten im November präsentierten sich die „Pisten“ noch herbstlich, heute sind sie hübsch in Weiß verpackt. Auch für die Schneemacher stehen nun ANDERE ARBEITEN auf dem Tages- bzw. Nachtplan. Welche das sind, gilt es herauszufinden.
Rasante Auffahrt
Nach ein paar Minuten HIMMELGUCKEN geht es auf dem Skidoo weiter – festhalten nicht vergessen. Die Fahrt führt zügig bergauf zumSCHNEIBER-HEADQUARTER unterhalb der Familienbahn Gampe. Der Fahrtwind ist eisig, die Höhenmeter machen sich bemerkbar. Schnell wird klar: Für diese Arbeit braucht es nicht nur technisches Verständnis, sondern auch eine gute Portion Wetterfestigkeit. Kälteempfindlich darf man hier nicht sein. Gut, dass die Teams mit spezieller Thermokleidung ausgestattet sind – so wird Wind und Wetter zuverlässig getrotzt.
Ob es der Geschwindigkeitsrausch, das Naturerlebnis oder die Abwechslung ist, die diese Tätigkeit so besonders macht? Wahrscheinlich ist es das Zusammenspiel all dieser Elemente – ergänzt durch moderne TECHNIK und Teamarbeit. Die Fahrt vermittelt einen Eindruck davon, wie dynamisch und vielseitig die Arbeit im Bereich der Schneeerzeugung ist.
Am Stützpunkt angekommen, empfängt eine wohlige Wärme. In der Halle laufen viele Fäden zusammen: Planung, Kontrolle, Wartung – alles im Zusammenspiel, um den Betrieb rund um die Uhr aufrechtzuerhalten. Gearbeitet wird im Schichtbetrieb – Tag und Nacht, bei jeder Witterung. Denn damit am nächsten Morgen frischer Schnee liegt, ist ein zuverlässiges Zusammenspiel vieler Hände notwendig.
Kontrolle mit Spürsinn
Nach einer kurzen Besprechung schwärmt nun der Schneemacher-Trupp auf seinen 150 PS starken Geräten zu einer weiteren Kontrollfahrt aus. Mehrmals täglich checken die Jungs die Lage. Selbst die steilsten Abfahrten sind für die motorisierten Schlitten ein KINDERSPIEL. Schnell wird mir bei meiner Mitfahrt klar: Die Jungs brauchen eine gute GELÄNDEKENNTNIS, damit es zu keinen Zwischenfällen kommt. Mondhelle Nächte gibt es nicht alle Tage. Ich habe Glück und der Mond zeigt bereits sein Sichelgesicht. Es ist ungewöhnlich still am Berg, als wäre NACHTRUHE. Aber nicht für die Beschneier in Serfaus-Fiss-Ladis.
Im rund 460 Hektar großen Skigebiet sind etwa 1.000 LANZEN und 280 PROPELLERMASCHINEN im Einsatz. Die Beschneiungsanlagen sind technisch auf dem neuesten Stand: Viele Abläufe laufen automatisiert, Steuerung und Überwachung erfolgen digital – zum Teil sogar mobil per App. Dennoch bleibt der Mensch ein unverzichtbarer Teil des Systems.
Regelmäßige Kontrollfahrten – etwa alle drei bis vier Stunden – sind trotz aller Technik notwendig. Denn nicht alles lässt sich durch Sensoren und Software erfassen. Es braucht Erfahrung, Aufmerksamkeit und einfach den notwendigen SPÜRSINN, um den Schnee dort entstehen zu lassen, wo er gebraucht wird – in bestmöglicher Qualität und zum richtigen Zeitpunkt.
Bei den Kontrollfahrten wird jede Anlage sorgfältig überprüft: Wie stark ist der WASSERDURCHFLUSS? Sind alle SCHLÄUCHE dicht? Funktioniert die Schneeerzeugung gleichmäßig? Und fällt der Schnee auch wirklich dort, wo er gebraucht wird?
Besonders herausfordernd ist dabei der Wind. Wird der Schnee durch Böen verweht oder das Wasser zurück in die Anlage gedrückt, kann es zu VEREISUNG kommen. Das belastet nicht nur die Technik, sondern erfordert auch zusätzlichen Aufwand bei der Wartung. Um dem vorzubeugen, werden die Anlagen regelmäßig neu ausgerichtet und optimal positioniert – eine Aufgabe, bei der Präzision und Erfahrung gefragt sind.
Genug ist genug
Wenn es dann so richtig viel Schmalz braucht, dann sind sie zur Stelle: die PISTENBULLYS. Mit ihnen werden die Schneeerzeuger neu platziert. Aber warum müssen die mobilen Schneeerzeuger überhaupt wandern? Naja, das Credo der Region lautet: nicht zu viel und nicht zu wenig Schnee erzeugen. Und so wechselt der ein oder andere Schneeerzeuger seinen Platz am Berg, wenn genug Schnee liegt. Vorne am SCHILD besitzt die Pistenmaschine eine spezielle Vorrichtung, mit der die Schneeerzeuger dann angehoben und neu platziert werden können.
Und woher weiß man überhaupt, ob genug Schnee liegt? Bereits seit einigen Jahre setzt die Region auf ein effizientes Pferd: die sogenannte SCHNEEHÖHENMESSUNG. Dieses Hilfsmittel ist in den Pistenmaschinen verbaut und erlaubt es, die exakte Schneehöhe zu messen und entsprechend darauf zu reagieren. Es wird also nur so viel Schnee technischer Natur erzeugt, den es für die Pisten braucht. Der NATURSCHNEE von Frau Holle wird ebenfalls eingerechnet.
Pumpstationen mit Power
Auch die Pumpstationen gehören zum Verantwortungsbereich der Beschneiungsteams und werden regelmäßig kontrolliert. Doch was passiert dort genau? Für die Schneeerzeuger wird ein hoher Wasserdruck von etwa 25 BAR benötigt. Damit dieser Druck zustande kommt, sind die Pumpstationen zuständig, die meist in der Nähe der Speicherteiche liegen. Da es einen Unterschied macht, ob das Wasser ins Tal oder auf den Berg gepumpt wird, wird der Druck entsprechend GEREGELT. In tieferen Lagen wird dabei häufig das NATÜRLICHE GEFÄLLE genutzt, um besonders effizient zu arbeiten.
Um größere Höhenunterschiede zu überwinden, steigt der benötigte Druck entsprechend an: Für etwa 10 Höhenmeter wird rund 1 Bar Druck benötigt. Wird das Wasser beispielsweise von einer Station wie Hög hinauf zur höher gelegenen Station Plansegg gefördert, sind das etwa 500 HÖHENMETER, die überwunden werden müssen – also rund 50 Bar. Der tatsächliche Ausgangsdruck ist dabei noch höher, damit das Wasser am Schneeerzeuger auch austreten kann – in der Praxis sind mindestens 75 Bar erforderlich.
NACHHALTIGKEIT spielt auch bei der Befüllung der SPEICHERTEICHE eine wichtige Rolle. Ein wichtiger SPEICHERTEICHE ist dabei der Komperdell-Teich, der teilweise durch den LAUSTALBACH gespeist wird. Gefüllt werden die Teiche ausschließlich während der SCHNEESCHMELZE im Frühjahr mit Bachwasser. Dabei gelten klare behördliche Vorgaben: Das Wasser eines Bachs darf nie vollständig entnommen werden, damit der natürliche Fluss erhalten bleibt. So wird gewährleistet, dass Wasserressourcen geschont und die Umwelt geschützt werden.
Immer schön kühl bleiben
Verwundert bin ich, dass das Wasser zur Beschneiung GEKÜHLT werden muss. Hättest du das gewusst? Wenn das Wasser von der Pumpstation zum Schneeerzeuger fließt, erwärmt es sich aufgrund der REIBUNG, die entsteht. Logisch, oder? Aus diesem Grund muss das Wasser, bevor es weitergepumpt wird, gekühlt werden. Beim Schneeerzeuger hat es dann eine Temperatur von etwa 3 Grad.
Die Schläuche der Beschneiungsanlagen sind FROSTSICHER eingegraben, sodass das Wasser auch bei Minustemperaturen nicht gefrieren kann, solange es in Bewegung ist. Nach dem Abschalten einer Anlage ENTLEEREN sich die Leitungen automatisch, wodurch auch das RESTWASSER nicht einfriert. Bei den vorwinterlichen Revisionsarbeiten wird deshalb immer geprüft, ob diese automatische Entleerung einwandfrei funktioniert. Moderne Schneeerzeuger gehen sogar noch einen Schritt weiter: Sie nutzen das RESTWASSER im Schlauch und in den Düsen, indem es fein zerstäubt und als Schnee auf den Boden gebracht wird – so wird zusätzlich Wasser eingespart.
Viele bunte Knöpfe
Im gesamten Gebiet sind COMPUTERverteilt, über die alle Schneeerzeuger und Pumpstationen überwacht und gesteuert werden können. Gleichzeitig werden FEHLERMELDUNGEN direkt auf die SMARTPHONES der Verantwortlichen gesendet – eine praktische Lösung, wenn es schnell gehen muss. Dennoch bietet die Bedienung an großen Bildschirmen eine bessere Übersicht über das gesamte System.
In jeder Pumpstation befindet sich außerdem eine große Schalttafel mit zahlreichen Bedienelementen, mit denen die Anlage vor Ort manuell gesteuert werden kann. KNÖPFE & HEBEL soweit das Auge reicht – so lässt sich die Technik auch ohne digitale Hilfsmittel kontrollieren und anpassen.
Mensch und Maschine
Die Jungs scheinen alles gut im GRIFF zu haben. Ob im Winter bei ihren Kontrollfahrten oder im Sommer bei den Revisionsarbeiten. Auch wenn die Beschneiung in der Region Serfaus-Fiss-Ladis ganz schön raffiniert ist und alle technischen Stücke der modernen Zeit spielt, so ganz ohne das geschulte menschliche Auge geht es dann doch wieder nicht. Mein Eindruck: MENSCH & MASCHINE sind im gleichen Team statt in gegnerischen Mannschaften. Und das ist auch gut so.
Noch mehr Backstage-Geschichten:
Hast du dich auch schon mal gefragt, ob die Beschneier der Bergbahnen Serfaus-Fiss-Ladis im Sommer in kurzen Hosen am Strand liegen oder was sie in der schneefreien Zeit überhaupt so treiben? Im ERSTEN TEIL dieser Blogserie habe ich die Beschneier bei den Revisionsarbeiten im Herbst besucht.