Abseits der Pisten: risk’n’fun FREERIDE
- Berge erleben
- Winter


Tag 1
... startet mit einem großen LVS-Check und dann geht’s los. Oben angekommen fragt uns Heli, was wir in der Umgebung wahrgenommen haben. Spärliche Antworten aus unserer Runde. In der Euphorie haben wir unsere Blicke mehr zueinander als auf die umliegenden Hänge gerichtet. Ein erstes gutes Learning: Vom Lift aus kann man schon einiges wahrnehmen! Sind Windzeichen zu erkennen? Wie ist die Sicht? Entspricht das Wetter dem Wetterbericht? Wie steil schätzt man die Hänge ein? Wie geht es mir heute? Wir fahren los. Vor jedem Hang tauschen wir uns darüber aus, was wir wahrnehmen und entscheiden dann, ob und wie wir den Hang abfahren: Einzeln, mit Abständen, im BUDDY SYSTEM? Trotz relativ schlechter Sicht finden wir ein paar richtig gute Hänge.
Tag 2
Am zweiten Tag finden wir ähnliche Bedingungen vor: Sturm, Lawinenwarnstufe 3 und wenig Sicht. Unsere Möglichkeiten sind eingeschränkt, was uns Zeit gibt, an unseren SOFT SKILLS und HARD SKILLS weiterzuarbeiten. Wir machen ein Schneeprofil, schauen uns die verschiedenen Schneeschichten an und versuchen einzelne Schichten „loszutreten“. Mittels Hangneigungsmesser (digital oder analog) und der Pendelmethode messen wir Hänge und versuchen sie auch immer wieder ohne zu messen einzuschätzen. Am Nachmittag widmen wir uns der Verschüttetensuche und machen uns mit den unterschiedlichen LVS-Geräten vertraut. Zurück in der Hütte geht es erstmalig daran, in Gruppen den nächsten Tag selbstständig zu planen und eigene Strategien zu erarbeiten, die wir uns danach gegenseitig präsentieren.
Tag 3
Mit Heli und Max im Schlepptau preschen wir am nächsten Tag voraus und setzen unsere eigene Strategie in die Realität um. Tag 3 steht ganz im Zeichen der zweiten Säule von risk’n’fun: dem BEURTEILEN. Vor dem Einfahren in jeden Hang wird ausgiebig diskutiert und Heli wiegt gemeinsam mit uns die Pros und Contras ab. Neben Diskussionen über Hangsteilheit und Schneebeschaffenheit, geht es auch um die soft skills: Wissen alle, wo es hingeht? Sind die Treffpunkte bekannt? Wie wird abgefahren? Ebenfalls am Programm heute: die Mehrverschüttetensuche. Wer setzt den Notruf ab? Wer sucht? Wer koordiniert? Wer schaufelt? Aus einem anfangs chaotischen Durcheinanderlaufen wird schnell ein relativ geordneter Ablauf und obwohl uns unsere Kollegen ein Schnippchen schlagen wollen und so taten, als würden sie unsere Sprache nicht verstehen, gelingt es uns drei Rucksäcke unter 15 Minuten zu bergen. Yes! Das Ganze war nur eine Übung und dennoch spüren wir alle das Adrenalin und die Aufregung in dieser Stresssituation, auf die alle unterschiedlich reagieren. Das ist auch Thema bei unserer Übung am Nachmittag, wo es wieder um die soft skills geht. Wie risikofreudig schätzt man sich selbst ein? Was macht Gruppendynamik mit jedem Einzelnen?
Tag 4
Am letzten Tag werden wir von ungetrübtem Sonnenschein geweckt: BLUE BIRD! Es hat aufgeklart: in unseren Köpfen und am Himmel. Max und Heli treten heute in den Hintergrund und überlassen uns als Gruppe das ENTSCHEIDEN. Wir sind bei der dritten Säule von risk’n’fun angelangt. Allgemeine Euphorie über all die unverspurten Hänge macht sich breit. Pläne werden überschnell geschmiedet und wollen sofort in die Tat umgesetzt werden. Aber wir können uns selbst korrigieren und halten inne: zum Wahrnehmen, Beurteilen und Entscheiden. Die Mittagspause lassen wir an diesem Traumtag ausfallen und fahren bis zur letzten Minute durch. In der Feedbackrunde lassen wir die Woche noch einmal Revue passieren und kommen zum Schluss, dass der Umgang mit Risiko und das Treffen von Entscheidungen nicht nur beim Freeriden, sondern in vielen Bereichen des Lebens zum Tragen kommt. Danke an das Team von risk’n’fun für diese lehrreiche und einfach saucoole Woche in Serfaus-Fiss-Ladis!
Über die Autorin
Pia Payer ist für die Bereiche Ehrenamt und Kommunikation in der Abteilung Jugend beim Österreichischen Alpenverein zuständig.
Im Winter ist sie gern in den winterlichen Bergen unterwegs, im Sommer am liebsten mit ihrem VW Bus zwischen Weingärten in der Südsteiermark oder am Kalterer See.
Momentan verzweifelt sie gerade im Kinderland am Förderband, mit Gummibären und einen ordentlichen Portion Rückenschmerzen im Gepäck 😄