Die Nachtwandler
- Berge erleben
- Winter


Ein Gefühl wie im Sandkasten
„Mir machen die Arbeitszeiten nicht so viel aus. Im Gegenteil: Ich habe im Winter oft das Gefühl, ich habe mehr Freizeit als im Sommer. Das liegt daran, dass ich im Winter untertags oft zu Hause bin. Früher bin ich da Skitouren gegangen, jetzt verbringe ich diese Zeit mit meinem kleinen Sohn. Und wenn ich nachts aufstehen muss, lege ich mich früh mit ihm schlafen“.
An seine erste Fahrt mit den PS-starken Geräten vor sieben Jahren kann sich Andi noch gut erinnern: „Ich fühlte mich, als würde ich im Sandkasten sitzen“, sagt er. „Wenn man zurückdenkt, was man alles tut und sich merken musste – ich würde nicht nochmal starten wollen! Für mich ist das mittlerweile wie Autofahren. Aber man braucht schon Zeit, bis man sich wirklich gut auskennt. Als Faustregel gilt: Eine Saison benötigst du mindestens, bis du es kannst und dann lernst du nie aus.“ Wer neu anfängt, muss viel Interesse mitbringen und sich mit der Maschine auseinandersetzen wollen.
Zum Glück sind im Fahrerteam von Fiss-Ladis viele erfahrene Kollegen, die bei den Maschinen schon fast jedes Problem gesehen haben und Neulingen am Steuer weiterhelfen können. „Im ersten Moment, wenn etwas mit der Maschine nicht stimmt, ist das schon Stress. Und auch bei Schneefall muss man immer wieder aussteigen und Dinge reparieren.“ Wenn dann der starke Wind den Schnee vor sich hertreibt, kann es sein, dass Andi nicht einmal mehr das Schild vorne am Fahrzeug erkennen kann. Etwas Ernsthaftes passiert ist ihm – selbst bei diesen Bedingungen – zum Glück noch nie. „Aber es gibt natürlich Passagen, da will man nicht unbedingt über den Pistenrand fahren. Da muss man sehr aufpassen.“ Er erinnert sich auch an große Neuschneemengen, die fast nicht mehr zu schaffen waren. „Da drückst du den Schnee eigentlich nur mehr an, Pflug und Fräse helfen dir da nicht viel weiter.“
Feingefühl ist gefragt
Der Umgang mit dem Pflug ist für Andi auch das Schwierigste an seinem Job: „Bis man den sauber im Griff hat, dauert es. Mit dem Pflug sticht man schnell ein, dann hat man Löcher in der Piste. Und ich muss überlegen: Wie präpariere ich bei Neuschnee, wie mache ich es, wenn die Piste hart ist, wo lege ich den Pflug an?“, erklärt Andi. „Der Fokus muss immer sein: Ich schaffe die perfekte Piste.“ Die Fahrer, die am Steuer der großen Pistenraupen sitzen, tragen eine große Verantwortung: Schließlich sind nicht nur die Pistenraupen selbst sehr teuer, sondern auch jeder Schaden, den man verursacht.
„Ich habe mir einen Kindheitstraum erfüllt“
Während die Sonne an diesem Februartag langsam untergeht und die Berge Schatten werfen, nimmt sich Andi einen Moment Zeit für das Panorama. „Da hinten sieht man den Ortler, die Wildspitze und die Königsspitze und da den Tschirgant.“ Nach sieben Jahren kennt er die Bergspitzen, die er von seinem Arbeitsbereich aus sehen kann, ganz genau. „Wenn man gerne in den Bergen ist, ist es ein toller Arbeitsplatz. Und wenn du dann im Frühjahr mit der Sonnenbrille zur Arbeit gehen kannst, das hat schon was“, sagt er. Mit seiner Berufswahl ist Andi glücklich: „Ich habe mir einen Kindheitstraum erfüllt und darf diese Riesenmaschine fahren“. Nach sieben Jahren am Steuer ist es für ihn trotzdem an der Zeit für einen Wechsel. Nach der Wintersaison beginnt Andi eine Ausbildung zum Gesundheits- und Fitnesstrainer. „Die dauert ein Jahr und dann sehe ich weiter – ich kann mir schon vorstellen, dass ich dann im Winter wieder mit den Pistenraupen unterwegs bin.“